12.08.14

thinking about..... wanderlust and the love-hate relationship between me and my hometown.




Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben ~ Kurt Tucholsky  
 




Das Herz rast, die Gedanken fliegen, ich bin unruhig und kann nicht still sitzen. Laufe rastlos umher, kann nicht schlafen. Stehe mitten in der Nacht auf und finde mich auf dem Balkon wieder, eine Zigarette rauchend. Ich sehe hinauf zum Sternenhimmel, sehe hier und da ein Flugzeug in weiter Ferne blinken und wünsche mir so sehr, ich könnte gerade in einem davon sitzen. Auf dem Weg irgendwohin, raus aus Berlin, welches mir doch eigentlich auch so sehr am Herzen liegt. 

Berlin ist meine Heimatstadt, und nicht nur das, im Gegensatz zu vielen Leuten meiner Generation bin ich tatsächlich hier geboren und habe schon immer hier gelebt (naja, streng genommen wurde ich natürlich in einem anderen Staat geboren, aber da es den ja nicht mehr gibt, sehen wir das mal nicht so eng).  Ich bin nach Erreichen meiner Volljährigkeit vom Ostteil der Stadt in den Westteil übergesiedelt (komisch, dass immernoch so viele Leute an dieser Trennung festhalten) und fühle mich hier äußerst wohl. Ich liebe Berlin, keine Frage, und ich bin hier auch sehr gern Zuhause. Dennoch leide ich unter chronischem Fernweh. Ich könnte ständig irgendwo hinreisen, es muss ja nicht mal New York, Dubai oder Rio de Janeiro sein. Bisher gebe ich mich (noch) mit Europa zufrieden.

Bestätigen klicken und schwups, ist der nächste Flug gebucht. Ich liebe das. Es ist eine regelrechte Sucht, eine Sehnsucht eben. Eine Sehnsucht nach der Ferne, bei manchen weniger und bei manchen mehr ausgeprägt. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich quasi jeden Euro, den ich über hab (und naja, manchmal auch den Euro, den ich eigentlich nicht über hab..) ins Reisen investiere. 

Und manchmal, da ist diese Sehnsucht so groß, sie überkommt mich ganz plötzlich und mit einer solchen Gewalt, dass mir fast die Tränen in die Augen steigen und mein Herz ganz schwer wird. Ich setze mich dann für gewöhnlich mit einem Glas Wein oder einem Bier vor meinem Laptop und klicke mich durch meine letzten Reisephotos. Das trägt natürlich keineswegs dazu bei, diese Sehnsucht in irgendeiner Weise zu mildern, ganz im Gegenteil, ich steigere mich dann gern noch etwas mehr hinein, mache mir eine Playlist mit tieftraurigen Songs an und gebe mich dem Fernwehschmerz so richtig hin. Nicht selten ende ich dann auf der Website einer bekannten orangefarbenen Billigflugairline und gehe alle Ziele ab Berlin durch, am liebsten ab dem nächsten Morgen gleich weg und bitte so günstig wie möglich! Ein zweiter Tab, der mich in die Höhen und Tiefen (eher Tiefen) meines Kontostandes entführt, holt mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück - ich verdiene eben noch kein gutes Geld und bleibe das nächste Wochenende eben wieder hier, im kuntergrauen, vollgekackten aber immer pulsierendem Berlin. 

Ach Berlin, es ist eine Hassliebe mit uns, ich schätze wirklich viel an dir, aber manchmal muss ich einfach weg.


1 Kommentar:

  1. Krass, das von einer Berlinerin zu hören. Ich kenne diese Hass-Liebe nur zu gut, bin aber erst seit ein paar Jährchen hier. Bei mir siegte das Fernweh. Ich denke immer, dass es Menschen, die mit dieser Stadt aufwuchsen, von kleinauf all das, was mir "krass" (egal ob positiv oder negativ) erscheint, schon immer kannten, so anders geht, weil alles gewohnt ist. Interessant zu hören!

    AntwortenLöschen

glitter glitter